Sonntag, 29. Mai 2011

Es brennt!

Heute Abend - das Finale der Champions League lief bereits knapp eine
halbe Stunde dröhnte in Krinitz die Sirene. Danach noch einmal - beim
dritten Mal war klar, dass die Sirene nach Helfern suchte, da es in der
Nähe brannte.
Warum auch immer schaute ich dieses Mal rund um das Haus herum und sah
am Himmel dunklen Rauch emporsteigen.

Scheiße!

Es brennt im Dorf!

Der Rauch steigt aus der Richtung des Kuhstalls auf.

Scheiße!

Die Tiere!

Es ist ein bedrückendes Gefühl, wenn man durch einen Wald hindurch
schaut und am Ende des Waldes einen Feuerball sieht, der hundert Meter
breit und etwas höher als der Wald ist.

Nachdem ich meinem Vater Bescheid gab legten wir einen 300m-Sprint hin,
wie ihn die Welt noch nie gesehen hat. Zumindest nicht von uns.

Als wir am Kuhstall ankamen sahen wir, dass die Kühe Glück im Unglück
hatten - es brannte "nur" der Strohspeicher, der 50m neben dem Kuhstall
stand.

Wir schauten uns um, außer uns hatten wir nichts, um auch nur irgendwie
zu helfen.

Wir sahen, dass das Feuer -aufgrund des Strohs- enorm hoch war, dass
glühende Partikel herunter fielen und bereits einen Misthaufen, der nur
20m neben dem

immer noch offenen Stall stand, angezündet hatten.
Die armen Kühe und Kälber muh'ten ganz laut - vor Angst standen alle in
der hintersten Ecke des Stalls.

Erst einmal haben wir die Tore des Stalls geschlossen, damit kein Stroh,
das sich im Stall bei den Kühen befand, angezündet werden kann. Außerdem
haben die

Kühe dann etwas mehr Ruhe - der Trubel begann ja nun erst.

Die Krinitzer Freiwillige Feuerwehr war ca. 5 Minuten, nachdem wir vor
Ort waren, angerückt mit ihrer 60 Jahre alten Wasserpumpe - mein Vater
hatte an ihr schon herum geschraubt. Das macht Mut, dass so ein altes
Mädchen nun zuerst rann mus! Der nahe gelegene Fluss wurde angezapft und
mit Mühe und Not schaffte die alte Wasserpumpe es, einen
Feuerwehrschlauch mit Wasser zu versorgen. Die gute alte TS8 gab alles -
der Auspuff glühte (wie man auf einem der Bilder erkennen kann).

Nun trudelten nach und nach die Feuerwehren der Nachbarorte ein, die
technisch besser ausgerüstet waren als die Dorffeuerwehr in Krinitz.

Nach etwa einer Stunde war der Graben in der Nähe des Kuhstalls leer
gepumpt und die TS8 versagte ihren Dienst, da sie verschlammt war.

Währenddessen hatte die Feuerwehr Eldena eine Alternativ-Schlauchroute
vom einzigen Hydranten in Krinitz bis zum Einsatzort gelegt, so dass
nach einer kurzen wasserlosen Phase mit dem Löschen fortgefahren werden
konnte.
Nach wiederum einer knappen Stunde war der Krinitzer Hydrant
(Wasserspeicher) leer und wir mussten auf eine Alternative umschwenken.
So zeigte ich dem Verantwortlichen für Wassernachschub den nahe
gelegenen Meynbach, allerdings war in diesem wohl zu wenig Wasser, so
dass er entschied, das öffentliche Wassernetz anzuzapfen.

Danach begann es zu regnen, so dass ich nach einer Stunde Ausharren im
Regen wieder nach Hause ging.

Man, was war das aufregend. Die Knie zitterten - das Adrenalin hatte
mich voll gepackt.

Ein seltsames Gefühl ist in mir, da ich immer wieder einmal einen
speziellen Albtraum habe, in dem der Wald in Krinitz brennt. Und in
diesem Traum sieht der Feuerball genauso aus wie der, den ich heute
Abend gesehen habe. Erschreckend. Erdrückend.

Was bleibt ist ein komisches Gefühl, wenn ich so sehe, wie schlecht die
Freiwillige Feuerwehr in Krinitz ausgestattet ist. Da merkt man, wo Geld
gespart wird.
Auch ist es für mich erstaunlich, dass das Thema "Wasser" ein echtes
Problem darzustellen scheint, denn dies war die ganze Zeit das große
Thema. Es scheint auch keinen "Masterplan" für einen Brand im Dorf zu
geben, so wie ich es mir vorstelle: im Haus der Freiwilligen Feuerwehr
eine Skizze des Dorfes mit den Wasserentnahmestellen - alle schön
eingezeichnet. Pustekuchen.

Nun werde ich schlafen gehen und hoffen, dass die Jungs der Freiwilligen
Feuerwehren die Lage unter Kontrolle halten können.

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